Dies ist das Archiv vom Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung Ahaus. 
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Am 27.09.2019 besuchten wir, die Oberstufe der Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten des BWV, die Forensische Maßregelvollzugsanstalt in Rheine. Zweck dieser Exkursion war es, den Maßregelvollzug und seine Besonderheiten im Vergleich zum normalen Strafvollzug kennenzulernen.


Der Mitarbeiter der Klinik stellte uns zunächst mithilfe einer PowerPoint Präsentation die Klinik vor. Dabei ging er auf die verschiedenen Erkrankungen der Patienten ein und auch auf die verschiedenen Straftaten, welche die Patienten aufgrund Ihrer Erkrankung begangen haben. Des Weiteren erklärte er uns den Aufbau der Klinik und die Struktur der Räumlichkeiten mit Hilfe von Bildern und er ging auch auf die Wichtigkeit der Sicherheit der Öffentlichkeit und der Patienten ein. So ging der Referent beispielsweise detailliert auf den Zaun ein, welcher die Klinik umgibt. Der Zaun hat viele Besonderheiten wie die Höhe von 5 Metern, den Nato-Draht, Plexiglas im oberen Drittel des Zauns und eine spezielle Struktur, welche zum einen das Festhalten im Zaun unmöglich macht und bei Belastung nachgibt, sodass das Übersteigen des Zauns faktisch unmöglich ist.


Es ist wichtig zu erwähnen, dass es sich aufgrund der verminderten Schuldfähigkeit beziehungsweise gänzlichen Schuldunfähigkeit in Folge der Erkrankung um Patienten, und nicht um Insassen handelt. Die Aufgabe der Maßregelvollzugsanstalt ist es also zum einen, den Patienten eine Ihren Umständen gerechte Therapie zu ermöglichen und zum anderen für die Sicherheit innerhalb und außerhalb der Maßregelvollzugsanstalt zu sorgen. Der Klinikmitarbeiter definierte die Beziehungsarbeit als wichtigsten Teil in der Zusammenarbeit mit den Patienten, da sich das Vertrauen zu den Patienten nur so aufbaut.


Die Patienten können die forensische Klinik nur in wenigen Ausnahmefällen wie Arztbesuche oder Beerdigungen von Angehörigen verlassen. Dies geschieht allerdings nur in ständiger Begleitung.
Die Patienten haben innerhalb der Klinik verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten wie Mal- und Bastelkurse, eine Sporthalle, Metall- und Holzverarbeitung und sie haben die Möglichkeit eigene Einkäufe zu tätigen. Sie bekommen ein monatliches Taschengeld (ca. 100,00 €).


Anschließend besuchten wir eine der Stationen, auf denen sich die Zimmer der Patienten befinden. Es gibt jeweils einen Gemeinschaftsraum mit TV-Gerät Dartscheibe, Kaktarium („Terrarium“ mit Kakteen), Gemeinschaftsküche und einem Schockraum. Dieser Schockraum wird im Falle von Fehlverhalten der Patienten genutzt und beinhaltet lediglich ein Bett und eine Toilette. In manchen Fällen verbleiben die Patienten für mehrere Tage in diesem Schockraum.


Den Patienten ist es außerdem auch möglich, innerhalb der Klinik regelmäßig Besuch zu empfangen und Zeit mit Angehörigen in einem Besucherraum zu verbringen.
In der Maßregelvollzugsanstalt arbeiten fast ausschließlich Fachkräfte aus den Bereichen Pflege und Medizin, aber auch aus dem Bereich der Sozialpädagogik.
Abschließend ist zu sagen, dass es einige Unterschiede und Besonderheiten zwischen dem normalen Strafvollzug und dem Maßregelvollzug gibt. Nach außen wirkt die Anstalt zwar wie ein Gefängnis, doch innerhalb der Klinik bekommt man schnell das Gefühl, dass hier der Schwerpunkt auf der Therapie liegt und nicht auf der Bestrafung oder dem Freiheitsentzug der Patienten.

07.10.2019 Julien Rosien