Ich und vier Wochen ins Ausland…
Und dann soll ich da auch noch arbeiten und den ganzen Tag englisch sprechen?… Auf gar keinen Fall!
Das waren meine ersten Gedanken, als meine Klassenkameradin versuchte, mich für ein Praktikum in Irland zu begeistern.
Doch nach vielen Versuchen, meine Meinung zu ändern, stimmte ich zu.
Nun begannen die Vorbereitungen. Zuerst fragte ich meinem Arbeitgeber „alma Küchen“, ob es für sie in Ordnung wäre, wenn ich einige Wochen im Ausland arbeiten würde.
Dass ich dort nicht einmal in der selben Branche arbeiten würde, war für sie kein Problem. Diese stimmten sofort zu und waren sehr begeistert von meiner Idee ein paar neue Erfahrungen in Irland zu sammeln.
Nachdem mein Arbeitgeber zugestimmt hatte, fingen wir an, zusammen mit Frau Dietl alle benötigten Unterlagen zu sammeln und die Flüge zu buchen.
Nach und nach freundete ich mich immer mehr mit der neuen Herausforderung an. Und nachdem dann auch alles mit der Organisation in Irland geregelt war, konnte es eigentlich sofort losgehen.
Und da saß ich nun, einen Abend bevor unser Flieger ging! Meine Gedanken kreisten schon seit Tagen nur noch um dieses Thema und meine Nervosität war kaum noch wegzudenken.
Doch eines beruhigte mich, ich war ja nicht alleine.
Ich flog zusammen mit meiner Klassenkameradin Alice und einem Mädchen namens Jenny aus der Parallelklasse, die ebenfalls eine Ausbildung zur Industriekauffrau im zweiten Lehrjahr macht.
Am Samstag, 25.03.2017 ging es dann endlich los und wir wurden zum Flughafen nach Düsseldorf gebracht.
Zuerst wurden die schweren Koffer abgegeben und dann…
Dann befolgten wir den Rat „Alkohol hilft gegen die Nervosität“ und tranken erstmal einen kleinen Sekt, bevor der Flieger um ca. 10:50 Uhr losging.
Als wir gegen 11:45 Uhr wie geplant am Flughafen in Dublin angekommen waren, lernten wir gleich schon zwei Mädchen aus Münster kennen, die genau wie wir mit der Organisation „Erasmus +“ dort waren.
Zu fünft wurden wir nun von einem sehr netten Mann, der für die Organisation arbeitete, in Empfang genommen und zu unseren Gastfamilien gebracht.
Diese wohnten alle in Shankill, einem kleinen Vorort von Dublin.
Ich wohnte mit meiner Klassenkameradin Alice in einer Familie, das beruhigte mich sehr. Zuerst lernten wir unsere Gastmutter Avril kennen, die uns herzlich in Empfang nahm.
Sie war eine Frau mittleren Alters, sehr freundlich uns lustig.
Das Haus in dem wir wohnten, war sehr schön und modern eingerichtet.
Doch das Beste war, es war nur zehn Gehminuten von der Dartstation und dem Strand entfernt. Genauso weit entfernt war auch der sehr schöne Pub des Ortes, in dem wir uns in den nächsten Wochen noch häufiger mit unseren neuen Freunden trafen.
Im Laufe der Zeit lernten wir dann auch unseren Gastvater John, welcher ebenfalls sehr höflich und lustig war und unsere drei „Gastgeschwister“ Juliano aus Brasilien und Katharina und Denis aus Duisburg kennen. Juliano wohnte schon knapp ein halbes Jahr in Irland und besuchte dort eine Sprachschule in Dublin. Die zwei Duisburger machten ebenfalls ein vierwöchiges Praktikum. Doch da Katharina und Denis bei unserer Ankunft schon zwei Wochen dort waren, bekamen wir nach weiteren zwei Wochen neue „Gastgeschwister“. Der Abschied von beiden viel uns sehr schwer, doch zu unserem Glück waren auch die neuen Mitbewohner Diana und Fabian aus dem Schwarzwald sehr lieb und brachten nochmal neuen Schwung ins Haus.
Dies war nun für die nächsten vier Wochen unser neues Zuhause und wir hätten uns nicht wohler fühlen können.
Von unserer Organisation bekamen wir direkt am ersten Tag ein Bus- und Bahnticket, welches die ganze Zeit über gültig war.
Also verschwendeten wir keine Zeit und nutzten die Gelegenheit, um Irland besser kennen zu lernen.
So fuhren wir an unserem ersten Wochenende nach Bray, wo uns „Denis“ unser Gastbruder etwas herumführte.
Dort gab es einen sehr schönen Strand und viele kleine Bars und Restaurants.
Danach fuhren wir mit der Dart (Zug) zu unserem wohl größten Highlight der ganzen Zeit. Dies war das „City Centre“ von Dublin.
Dort gab es sehr viele Leute und fast genauso viele Pub’s, in denen wir auch unsere ersten Erfahrungen mit dem Bier „Guinnes“ machten.
Es gab kaum einen Tag, an dem wir uns nicht im City Centre getroffen haben. Egal ob zum gemütlichen Kaffee trinken, bummeln gehen oder um das Nachtleben kennen zu lernen.
Nach vielen neuen Eindrücken war unser erstes Wochenende auch schon rum und die drei Tage in der Sprachschule standen vor der Tür.
In der „Language School“, die sich ebenfalls in unserem Wohnort Shankill befand, bestand unsere Klasse aus uns drei Ahauserinnen und den zwei Mädchen Frederike-Sophie und Kristina aus Münster.
Dort hatten wir eine Menge Spaß, da unser Lehrer Hughie eine sehr lustige und liebe Person war.
Gelernt haben wir aber natürlich auch viel z.B. Grammatik, Geschichtliches und eine Präsentation über unseren Lieblingsfilm durfte natürlich auch nicht fehlen. Am zweiten Tag gab es dann noch eine sehr schöne Stadtführung durch Dublin, in der uns Hughie alle wichtigen Plätze der Stadt zeigte.
Somit verloren wir unsere ersten Hemmungen Englisch zu sprechen und fühlten uns nun bestens vorbereitet um in unsere Praktika zu starten.
Ich war in einem kleinen Modeunternehmen namens „Christopher Wren Clothing Company“.
Hier arbeitete ich mit meiner Chefin Ursula und einer anderen Praktikantin namens Laura aus Hamburg zusammen. Laura war bereits schon seit drei Wochen dort und konnte mir deshalb vieles erklären. Und wenn ich mal etwas nicht verstand, konnte Sie es mir zu meinem Vorteil auf Deutsch erklären. Dennoch versuchten wir so gut es ging, nur Englisch zu sprechen, was manchmal gar nicht so einfach war. Weitere Kollegen gab es nicht, aber daran gewöhnte ich mich sehr schnell.
Meine Aufgaben dort bestanden hauptsächlich darin, die Homepage zu bearbeiten, Bestellungen zusammen zu packen, das Schaufenster zu dekorieren und neue Ware zu etikettieren und einzuräumen. Doch die wohl größte Herausforderung war es, ans Telefon zu gehen, wenn Ursula gerade mal nicht in der Nähe war. Zu meinem Erstaunen klappte dies aber ganz gut und wenn ich mal etwas nicht verstand, fragte ich ein zweites Mal nach.
Meine Arbeitszeiten waren normalerweise von 9:30 Uhr bis 17:00 Uhr, doch ab und zu durfte ich auch früher gehen, um meine Freunde in der Stadt zu treffen.
Die Zeit bei Christopher Wren verging wie im Flug und neben meiner sehr lieben Referenz, durfte ich mir auch noch ein Kleidungsstück als Andenken aussuchen.
Und auch Laura und ich verstanden uns so gut, dass wir dort in unserer Freizeit viel zusammen unternommen haben. Leider war Ihr Praktikum nach zweiwöchiger Zusammenarbeit vorbei und der Abschied viel uns beiden sehr schwer. Doch ein Besuch in Hamburg steht schon kurz vor der Tür.
An den Wochenenden versuchten wir, die doch sehr knappe Zeit so gut wie möglich zu nutzen.
So fuhren Alice, Jenny und ich am Samstag unseres zweiten Wochenendes nach Belfast. Dies hatte sich allein schon wegen der zweistündigen Zugfahrt gelohnt. Die Landschaft in Irland ist einfach einzigartig. In Belfast selbst, verbrachten wir fast den ganzen Tag im Titanic Museum, welches seinen Besuch auf jeden Fall wert ist.
Am Sonntag fuhren wir dann ein zweites Mal nach Bray um dort bei schönstem Wetter die empfohlene Wanderung von Bray nach Greystones zu machen. Zu unserem Glück sind wir dabei vom richtigen Weg abgekommen, dies machte die Wanderung zu etwas ganz besonderen.
Von den Bergen aus konnte man über ganz Bray und Greystones gucken. Auch einzelne Kühe liefen uns hin und wieder über den Weg. Glücklich, nach ganzen vier Stunden am Ziel angekommen zu sein, gönnten wir uns noch ein leckeres Eis, bevor wir dann wieder mit der Dart zurück nach Shankill fuhren.
An dem darauffolgenden Wochenende bekam ich Besuch von meiner Schwester und zwei Freunden.
Wir hatten uns ein Auto gemietet, um damit etwas durch das Land zu reisen. Wir fuhren zu den Cliffs of Moher, besichtigten das ehemalige Mädcheninternat Kylemore Abbey und verbrachten eine Abend und eine Nacht in Galway.
Die Landschaft, die wir während der Fahrt sahen, war einfach unbeschreiblich schön und auch das Wetter war kaum zu toppen.
An anderen Tagen fuhren wir zum Beispiel nach Howth, um uns dort den kleinen Hafen anzugucken, machten kleine Spaziergänge am Strand entlang, besichtigten das Trinity College, History and Art Museum oder trafen uns einfach mal auf einen Kaffee in der Stadt.
An unserem letzten Wochenende besichtigte ich bei schönstem Wetter den Power Scourt Garden, welches wohl eines meiner persönlichen Highlights war.
Dies war ein sehr großer Park mit verschieden angelegten Gärten und unzählig vielen Blumen. Am Sonntag traf ich mich dann mit den anderen Mädchen im City Centre um dort das Guinnes Storehouse zu besichtigen und anschließend essen zu gehen.
An den vielen Abenden gingen wir häufig im City Centre von Dublin los und zum erfreuen unseres Geldbeutels, fanden wir eine sehr coole Studentenkneipe namens „Dicey’s Garden“ in der das Bier nur 2,00 Euro anstatt 5,00 oder 6,00 Euro gekostet hat. Hier war auch die Stimmung schon um 8:00 Uhr abends auf dem Höhepunkt, was uns allen sehr gut gefiel.
An anderen Abenden waren wir aber auch im Temple Bar Viertel unterwegs oder tranken ein, zwei Bier im „Brazen head“ (Irlands ältester Kneipe). Besonders die urigen Live-Bands, die in fast jeder Kneipe spielten, waren sehr cool.
Wenn wir es einen Abend dann doch mal etwas ruhiger haben wollten, gingen wir in den sehr schönen Pub „Brady’s“, der sich direkt in unserem Wohnort „Shankill“ befand.
In der gesamten Zeit lernten wir so viele neue Leute kennen, mit denen wir sehr viel Spaß hatten und mit denen man Unvergessliches erlebt hat.
Nach „gefühlten“ zwei Wochen ging es dann auch schon wieder zurück in die Heimat nach Deutschland.
Der Abschied von all unseren neuen Freunden und besonders von unseren Gasteltern Avril und John fiel uns sehr schwer.
Trotzdem freuten wir uns auch wieder auf unser Zuhause.
Mein Fazit ist schlicht und einfach nur positiv! Ich bin so froh darüber, dass ich mich habe doch noch überreden lassen, an dem Auslandsaufenthalt teilzunehmen und ich werde sicher nicht das letzte Mal in Irland gewesen sein. Ich kann einfach nur an alle appellieren, die sich vielleicht auch nicht trauen ein Praktikum im Ausland zu machen, TRAUT EUCH!
Diese Erfahrung ist einfach einzigartig und allein wegen der ganzen neuen Freundschaften, die ich dort geschlossen habe, hat es sich für mir schon gelohnt.
Aber auch die Herausforderung in einem englischsprachigen Land zu leben und zu arbeiten haben mich auf jeden Fall selbstbewusster gemacht und für die Sprache ist es auch nur von Vorteil.
Ich kann es nur jedem empfehlen.