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Schüler stellen bei Podiumsdiskussion kirchliche Trägerschaften in Frage

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AHAUS. Egal ob Krankenhäuser oder Kindergärten - viele öffentliche Einrichtungen befinden sich in kirchlicher Trägerschaft. Bei einer Podiumsdiskussion am Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung diskutierten jetzt Schüler und Fachleute über die Frage, ob das noch, zeitgemäß ist.

Die Schülerinnen Nadja Neufeld und Stella Kuhlmann moderierten die Veranstaltung der Fachschule für Wirtschaft, alle Schüler stellten zu Beginn Zahlen und Fakten in Kurzreferaten dar. Diskutiert wurde über die Frage: „Kirchliche Trägerschaften für Wohlfahrtseinrichtungen in Zeiten rückläufiger Kirchenmitgliederzahlen: zeitgemäß oder veraltet?"

Im Podium saßen Heinz-Josef Kessmann (Direktor des Caritasverbandes der Diözese Münster), Christoph Almering (Verwaltungsvorstand Stadt Ahaus), Reinhard Horst (FDP, Ratsmitglied Stadt Ahaus), Heidi Breuer (Kreissprecherin der Partei „Die Linke") und Resat Bulut (Vorsitzender der Türkisch-Islamischen Gemeinde Gronau).

Zum Thema der Kirchenaustritte bot sich zwischen Kessmann und Breuer schon am Anfang der Ansatz für einen Schlagabtausch. Breuer schilderte persönliche Erfahrungen, während Kessmann abwiegelte und manches Mal auch in bekannte Floskeln auswich. „Daraus einen Bedeutungsverlust christlicher Werte abzuleiten, sehe ich nicht so", so Kessmann. Breuer entgegnete: „Es gibt viele Menschen, die religiös sind, ohne einer Amtskirche anzugehören. Daneben gibt es andere Religionen; die gleichwertig betrachtet werden sollten. Die Realität sieht anders aus."

Almering versuchte, zu relativieren: „Kirchliche Träger sind nach wie vor wichtig. Die Abkehr von der Religion ist ein Wohlstandsphänomen." Bulut und sein Stellvertreter Abdul Selam Gürbüz, der im Publikum saß, sahen das ähnlich. „Austritte gibt es auch bei uns. Den Menschen geht es zu gut. In armen Gesellschaften binden sich die Menschen viel mehr an die Religion", meinte Gürbüz.

Horst betonte die Vielfältigkeit der Gesellschaft, wodurch andere Werte und ein verändertes Familienbild eingetreten seien.

Kirchliches Arbeitsrecht

Auch die Situation der Kindergärten und Kindertagesstätten sowie der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, letztere überwiegend von der katholischen Kirche getragen, war ein wichtiges Thema. „Ich fände es gut, wenn es demnächst ein Krankenhaus in islamischer Trägerschaft gäbe", so Kessmann. „Unser Dachverband macht sich dazu bereits Gedanken", bestätigte Bulut die Tendenz.

Heiß diskutiert wurde vor allem zwischen Kessmann und Breuer das kirchliche Arbeitsrecht, das immer noch Einschränkungen für nichtkatholische Arbeitnehmer vorsehe. „Wo liegt der Unterschied zwischen einem muslimisch oder einem christlich geputzten Boden?", fragte Breuer provokativ.

„Wir haben eine plurale Gesellschaft. Wir haben nicht ein Zuviel an Werten, sondern eher ein Zuwenig", fasste Kessmann seine Gesamtposition zusammen. Schade nur, dass kein Vertreter der evangelischen Kirche im Podium saß und dass die muslimischen Vertreter kaum zu Wort kamen.

Elvira Meisel-Kemper


19. Februar 2016