Dies ist das Archiv vom Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung Ahaus. 
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Ein Blick in das Brennelemente-Zwischenlager und auf den Modellquerschnitt eines Castorbehälters. Am Donnerstag haben Schüler und Fachleute über die wirtschaftlichen Aspekte der Atomenergie diskutiert. Foto: Stephan Teine

AHAUS Ist die Atomkraft wirtschaftlich gesehen wichtig für die Region um Ahaus? Und was passiert, wenn die Atom-Unternehmen im Zuge des Atomausstiegs geschlossen werden? Drei Experten hatte die Mittelstufe der Fachschule für Wirtschaft des Berufskollegs für Wirtschaft und Verwaltung (BWV) am Donnerstag zu einer Podiumsdiskussion zu diesem Thema eingeladen.

Die Gäste waren Dr. Chris Breuer, Pressesprecher von Urenco Deutschland mit Sitz in Gronau, Burghard Rosen, Pressesprecher der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS), die das Brennelemente-Zwischenlager in Ahaus betreibt und Felix Ruwe, Pressesprecher der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus".

Gewerbesteuer und Sonderabgabe

Besonders wichtig war den Schülern, zu erfahren, wie wichtig die Unternehmen für die Region Westmünsterland sind. Urenco zum Beispiel trage 50 Prozent an den städtischen Gewerbesteuern der Stadt Gronau, so Breuer. Somit sei das Unternehmen wirtschaftlich gesehen extrem wichtig für die Stadt. Die GNS zahle jährlich 800000 Euro Gewerbesteuern, gab Rosen an. Dazu kommen 1,2 Millionen Euro Sonderabgaben an die Stadt Ahaus. Dennoch sei die Stadt nicht auf das Zwischenlager angewiesen. "Wenn das Zwischenlager abgebaut werden würde, würde Ahaus nicht wirtschaftlich zusammenbrechen", sagte Rosen.

Einnahmen und Kosten

Auch wenn diese Unternehmen den Städten viel Geld einbringen, so sei die Atomkraft doch mit erheblichen Kosten verbunden, sagte Ruwe. "Erst gab es Unmengen an Fördergeldern und Steuerbegünstigungen in diesem Bereich. Und jetzt kostet der Rückbau der Atomkraftwerke eine Menge Geld." Inzwischen sei es zu spät für Gewinne, es werden nur noch Verluste gemacht, da immer mehr Atommüll produziert werde, der entsorgt werden müsse. Aus seiner Sicht zahlt das der Endverbraucher. "Machen wir uns nichts vor: Das wird alles über den Strompreis abgerechnet."

Ein anderer Punkt war die EEG-Umlage. Das ist ein Betrag, der auf die Stromkosten geschlagen wird, um die erneuerbaren Energien zu fördern. Hier gingen die Meinungen weit auseinander. Breuer gab an, dass die Urenco pro Jahr rund acht Millionen Euro EEG-Umlage zahle. "Somit fördern wir auch die erneuerbaren Energien", sagte er. Ruwe sah bei dieser Umlage ein gravierendes Problem: "Normale Kunden werden damit systematisch beklaut. Sie sollen für etwas zahlen, was sie nicht verschuldet haben."

Schüler moderierten

Zum ersten Mal wurde die jährlich stattfindende Expertenrunde des BWV von der Mittelstufe der Fachschule für Wirtschaft gemeinsam mit ihrem Lehrer Dr. Christian Schaefer organisiert. Die beiden Schüler Martin Lücker und Marvin Demes hatten die Diskussion zu moderieren. Allerdings hatten sie dabei einige Schwierigkeiten, den Fokus auf den wirtschaftlichen Aspekten zu halten. Das Publikum schien nämlich eher die Gefahren der Atomkraft zu interessieren.

20. Juni 2015