Die Schüler der Klasse STM des Berufskollegs Wirtschaft und Verwaltung Ahaus, allesamt angehende Steuerfachangestellte, haben kürzlich im Rahmen einer Studienfahrt das höchste deutsche Finanzgericht, den Bundesfinanzhof (BFH) in München, besucht. Dabei ging es im wesentlichen darum, einen Überblick über die Schwerpunktarbeit des BFH und die Bedeutung seiner Rechtsprechung für die Auslegung des deutschen Steuerrechts in Erfahrung zu bringen. So wurde den Schülern zunächst erläutert, dass der BFH im Jahre 1918, seinerzeit noch als Reichsfinanzhof (RFH), errichtet wurde. Das Wort Steuern tauchte im Namen des Gerichts deshalb nicht auf, weil die Institution ursprünglich auch für andere staatliche Einnahmen zuständig war und das Wort Steuern damals wesentlich zu kurz gegriffen hätte. Der Begriff Gericht wurde zudem des besseren Klanges wegen vermieden.
Zahlreiche Entscheidungen des RFH und des BFH prägen seitdem das Gebiet des deutschen Steuerwesens, das seine Grundlagen in Steuergesetzen und Steuerrichtlinien, aber eben auch in „BFH-Urteilen“ hat, die später oftmals auch in Verwaltungsvorschriften einfließen. In der Bundesrepublik tragen Steuerpflichtige und Finanzämter Streitigkeiten in steuerlichen Angelegenheiten vor den deutschen Finanzgerichten aus. Da Richter aber nur ihrem eigenen Gewissen und den (bisweilen auslegungsbedürftigen) Gesetzen verpflichtet sind, kann es vorkommen, dass in annähernd gleichen Fällen unterschiedlich entschieden wird. Unter bestimmten Voraussetzungen kommt es dann zu einer höchstrichterlichen Beschlussfassung - eben durch den BFH. Er soll damit eine einheitliche Rechtsprechung gewährleisten und den Bürgern ein hinreichendes Maß an Rechtssicherheit geben.
Am zweiten Tag stand dann eine ausführliche Besichtigung der Bibliothek des BFH auf dem Programm. Hier konnten die Schüler einen Überblick darüber bekommen, welch großen Umfang die Veröffentlichungen im Steuerrecht über die Jahre angenommen haben. Gesetzestexte, ergänzende Kommentare und die unterschiedlichsten Fachzeitschriften stehen nicht allein den Bediensteten des BFH zur Verfügung. Sie werden ebenso von Angehörigen der einschlägigen Münchner Hochschulen für Zwecke des Studiums und der universitären Ausbildung genutzt. Ein intensives Stöbern verdeutlichte allen Schülern rasch, dass trotz der bereits vorhandenen Grundkenntnisse im dritten Ausbildungsjahr noch einiges an Fachlichkeit auf die Schüler wartet, damit ihnen im Jahr 2010 ein guter Start ins Berufsleben gelingt.
Ein Besuch des Münchner Kulturzentrums Gasteig, eine ausführliche Besichtigung der Allianz-Arena und eine zweistündige Stadtrundfahrt haben dann noch dazu beigetragen, dass auch kulturell die bayrische Landeshauptstadt das zeigen konnte, was sie so attraktiv macht. Nach einem Spaziergang durch den Englischen Garten und einer bayrischen Brotzeit ging es mit dem ICE der Deutschen Bahn zurück nach Hause.