Trotz Distanzunterricht viele positive Erfahrungen gesammelt
Das Bewerbungsprojekt am Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung Ahaus (BWV Ahaus) ist seit Jahrzehnten eine feste Institution im Frühjahr jeden Jahres in den Unterstufenklassen der Höheren Handelsschule. In diesem Projekt formulieren die Schüler*innen mit Unterstützung ihrer Deutsch-Lehrer*innen die Bewerbungsunterlagen, formatieren diese im Unterrichtsfach Praktische Informationsverarbeitung korrekt nach DIN 5008 und senden sie dann an ausgewählte Vertreter der regionalen Wirtschaft. Am Projekttag werden mit den Personalmitarbeiter*innen der ausgewählten Betriebe Bewerbungsgespräche vor der versammelten Klasse simuliert, um diese im Anschluss zu reflektieren.
Während das bewährte Projekt im vergangenen Schuljahr kurz vor dem ersten Lockdown noch stattfinden konnte, war seine Durchführung bedingt durch die Pandemie zunächst nicht denkbar.
Da das BWV Ahaus jedoch schon vor vielen Jahren den Grundstein für eine erfolgreiche Digitalisierung gelegt hat, stand für die Projektleitung Studienrätin Carolin Gerleve fest, dass das Projekt auch umsetzbar ist, wenn es komplett digital durchgeführt werden kann. Da die betroffenen Schüler*innen im vergangenen Schuljahr pandemiebedingt schon auf jegliche Berufsorientierung durch fehlende Praktika und die abgesagte Berufsorientierungsmesse Ahaus (BOMAH) verzichten mussten, war es für Studienrätin Gerleve ein dringendes Anliegen eine Perspektive in dieser durch Ungewissheit und Unsicherheit geprägten Zeit zu geben.
Nachdem im Januar noch unklar war, wie der Unterricht im März, am Tag des Bewerbungsprojektes, stattfinden darf, musste sowohl die Durchführung im Präsenz-, im Wechsel- als auch im Distanzunterricht in Erwägung gezogen werden. Als Mitte Februar endlich festgesetzt wurde, dass alle vom Projekt betroffenen Schüler*innen definitiv weiterhin in Distanz beschult werden müssen, stand endlich fest, dass auch dieses wichtige Projekt erstmalig digital umgesetzt werden musste.
Die Erstellung und Ausarbeitung der Bewerbungsunterlagen war eine digitale Höchstleistung aller 140 betroffenen Schüler*innen und der Kolleg*innen, die in zahlreichen Videokonferenzen Aufbau, Inhalt und die formale Gestaltung der Bewerbungsunterlagen übten. In Einzelgesprächen via Videotelefonie wurde jeder Schüler/jede Schülerin individuell gefördert und in digitalen Breakout-Rooms (Gruppenräumen) via Microsoft Teams wurden die Bewerbungsgespräche in Rollenspielen vorbereitet. Dabei verfassten die betroffenen Schüler*innen zum Teil ihre Bewerbungsunterlagen, aufgrund fehlender Endgeräte, komplett auf dem Handy mit Hilfe diverser Apps nach DIN-Norm, scannten ihre Zeugnisse trotz fehlender Technik im Homeoffice und mussten sich trotz Lockdown um ein professionelles Bewerbungsfoto bemühen, was die Umsetzung zusätzlich erschwerte!
Dann wurden die Unterlagen, ebenfalls erstmalig, digital an die beteiligten Unternehmen versandt
Dass die betroffenen Kolleg*innen des BWV Ahaus sich im Vorfeld außerdem für die neue technische Situation selbstständig fortbildeten, um die insgesamt 21 Bewerbungsgespräche in sieben Parallelklassen zu drei unterschiedlichen Ausbildungsberufen, zu leiten, sei da nur am Rande erwähnt.
Am Ende des Projekttages waren alle glücklich: Die Schüler*innen, dass sie endlich konkrete Einblicke in das Bewerbungsverfahren und die unterschiedlichen Berufe erlangt hatten, die äußerst aktiven und Nerven starken Schüler*innen, die sich freiwillig als Bewerber*innen vor der gesamten Klasse gemeldet hatten und mit Recht sehr stolz auf die von ihnen erbrachte Leistung waren, die Mitarbeiter*innen der Personalabteilungen der unterschiedlichen Betriebe, die für sich mitgenommen hatten, dass auch die komplett digitale Variante des Bewerbungsprojektes schon sehr gute Einblicke in die Persönlichkeit und Fähigkeiten des/der möglichen neuen Auszubildenden liefert. Und nicht zuletzt die Kolleg*innen des BWV Ahaus, die erstmals diese technische Herausforderung erfolgreich gemeistert und auch die digitale Durchführung als zusätzlichen Gewinn für alle Beteiligten erfahren haben.
Als Fazit kann festgehalten werden, dass das Projekt in der digitalen Form zukunftsweisend ist. Die Evaluation des Projektes ergab, dass es in Zeiten ohne Pandemie sinnvoll ist, das Projekt sowohl digital als auch in Präsenz durchzuführen, weil beide Formate zukünftig im Berufsleben relevant sein werden.
Stimmen der digitalen Evaluation des Bewerbungsprojektes:
„Man ist nicht so nervös, weil man sich in seiner gewohnten, häuslichen Umgebung befindet.“ (Schülerin, die aktiv als Bewerberin am Bewerbungsprojekt teilgenommen hat)
90% der Schüler*innen empfehlen das Bewerbungsprojekt zukünftigen Schüler*innen der Höheren Handelsschule weiter.
„Bin ich wieder dabei!“ (Mehrere Kolleg*innen nach Durchführung des Bewerbungsprojektes)
„Die Klassenkameraden konnten/wurden ausgeblendet! Keine Störungen durch Schüler, so wie sie bei einem Präsenz-Bewerbungsgespräch im Klassenraum auftreten können.“ (Lehrer/in in der Evaluation des Projektes)
90% der Lehrer*innen stimmen der Aussage zu, dass das Bewerbungsprojekt zukünftig „am besten sowohl in Präsenzform, aber auch in digitaler Form am PC stattfinden kann, weil es zukünftig in unserer Gesellschaft eine immer größere Rolle spielen wird.“ (Ergebnis der Evaluation)
Die Aussage: „In den kommenden Jahren findet das Bewerbungsprojekt des BWV Ahaus am besten sowohl in Präsenzform, aber auch in digitaler Form am PC statt, weil beide Formate zukünftig im Berufsleben relevant sein werden“, unterstützten 83% aller teilnehmenden Betriebe. (Ergebnis der Evaluation)
Bewerbungsprojekt-Leiterin Carolin Gerleve im Homeoffice während der Bewerbungsgespräche via Videokonferenz mit ihren Schüler*innen und ausgewählten Personal-Mitarbeiter*innen der regionalen Betriebe