Experten sprechen mit Schülern des Berufskollegs über die Finanzkrise
AHAUS. „Die politische Verantwortlichen haben sich mit der Gründung der Europäischen Währungsunion überhoben.” Zu diesem Fazit kam Prof. Dr. Martin Bohl ebenso wie Dr. Harald Loy, die mit Schülern am Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung über die Finanzkrise diskutierten.
Beide sind Experten auf dem Gebiet der Finanz- und Kapitalmarktwirtschaft und waren der Einladung von Reinhard Untiedt, Koordinator am Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung, zu einem Expertengespräch gefolgt.
„Krise gut gemanagt"
Eröffnet wurde das Expertengespräch mit dem Eingangsvortrag von Prof. Bohl, Lehrstuhlinhaber für Volkswirtschaftslehre an der Universität Münster. Sein allgemein gehaltener Vortrag behandelte die wissenschaftliche Theorie von Inflation und Staatsschulden in der Europäischen Währungsunion (EWU) genauso wie das Krisenmanagement der Europäischen Zentralbank (EZB) während der weltweiten Finanzkrise. Dabei kam er zu der Schlussfolgerung, die EZB habe ein sehr gutes Krisenmanagement geleistet und es bestehe keine ernste Inflationsgefahr. Aber er stellte auch fest: „Schulden ohne Ende sind nicht möglich, die Staaten werden sparen müssen."
Anschließend ging Dr. Harald Loy, Stab des Präsidenten der Deutschen Bundesbank, in seinem Vortrag auf die Ursachen für die Staatsschuldenkrise in Griechenland und deren negative Auswirkungen auf den Euroraum ein. Er referierte auch über die Schuldenkrise in Europa und eine mögliche Inflationsgefahr. Er machte deutlich, er sehe die Gefahr für die Eurozone nicht in der Inflation, da die Prävention der Zentralbanken ausgezeichnet ist, sondern in der Heterogenität der Mitgliedstaaten genauso wie in der „fehlenden Haushaltsdisziplin" von Ländern mit hohen Staatsschulden wie Griechenland oder Portugal.
„Sorgfältiger prüfen"
Die Finanzkrise habe Mängel im System der EWU aufgezeigt, die behoben werden müssten, so Loy am Ende des Vortrags. Im Gespräch mit dem Publikum wurde vor allem die Fragen nach dem Sinn der Gemeinschaftswährung gestellt. Beide Referenten betonten, die Gründung der EWU sei grundsätzlich richtig, aber es müsse bei der Aufnahme neuer Staaten eine sorgfältigere Prüfung stattfinden. fg
11. November 2010