Frankreichs Außenminister Robert Schuman legte am 9. Mai 1950 den Vorschlag zur Gründung der Montanunion vor , die der Grundstein der heutigen Europäischen Union ist. Zur Erinnerung an dieses Ereignis wird seit 1986 am 9. Mai jedes Jahres der Europatag der Europäischen Union begangen, an dem nun zahlreiche Veranstaltungen und Festlichkeiten stattfinden.
Das Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung, seit Oktober mit dem Zertifikat Europaschule ausgezeichnet, ehrte diesen Tag mit zahlreichen Aktivitäten.
Heimische Industrieunternehmungen stellen sich als Europäer vor
Aus Anlass des Europatags am 09.Mai 2011 lud der Bildungsgang Industrie Europa- zwei Experten aus der heimischen Industrie zu einem Expertengespräch ein. Hier sind die Berichte der Industrieklassen:
Standort Europa- ein Erfolgsmodell am Beispiel Lichtgitter
Beitrag von Andrea, Jessica, Tanja, Johanna, Sarah und Raimond aus der IM1
Was bewegt ein im westlichen Münsterland angesiedeltes Unternehmen, Produktionsstandorte verstreut in Europa und zunehmend weltweit zu suchen und zu errichten? Antworten auf diese Frage erteilte Herr Dkfm Dirk Schuchardt, Geschäftsführer der Lichtgitter GmbH, den 65 angehenden Industriekaufleuten.
Am Beispiel des eigenen Familienunternehmens, das seit 3 Generationen in Stadtlohn ansässig ist, zeigte Herr Schuchardt vielfältige Gründe auf, die die Standortverlagerung innerhalb und weltweit Europas beeinflussen. Für ausländische Produktionsstandorte sprechen vor allem die lokalen Märkte und die direkte Marktnähe, die schnelle Reaktionen ermöglichen. Außerdem spielen die Kostenvorteile in der Beschaffung und beim Personal und – immer stärker- beim Energiebedarf eine große Rolle. Nicht zu unterschätzen ist der mögliche Austausch von besonderen Fachkenntnissen. Das Unternehmen, das sich auf Gitterroste, Blechprofile und Spindeltreppen spezialisiert hat, ist mittlerweile in 24 europäischen Ländern vertreten, in denen 70 % des Umsatzes erwirtschaftet werden.
Das Entscheidende aber sei – und dies betonte Herr Schuchardt mit großem Nachdruck – dass neben den Daten und Fakten die Chemie zwischen den Vertragspartnern den Ausschlag für eine Standortwahl im Ausland gäbe. „ Wir sind keine Unternehmungsgesellschaft, sondern eine Unternehmergesellschaft“, erklärte Schuchardt. Darin begründe sich im Wesentlichen der Erfolg des international aufgestellten Familienunternehmens, das seit 1929 allen Kriegen und Finanz- und Wirtschaftskrise, zuletzt 2008 , trotzen konnte.
Handel in Europa am Beispiel Tenbrink Objekteinrichtungen
Beitrag von Jana, Fabian, Marion, Anna und Lisa aus der IMST:
„Wir schaffen Wohlbefinden“ so lautet die Unternehmensphilosophie des Unternehmens Tenbrink aus Stadtlohn. Von diesem Leitbild konnten sich die Auszubildenden der Industrieklassen des Berufskollegs Wirtschaft und Verwaltung Ahaus am Europatag überzeugen.
Frau Stefanie Marpert, in dem Haus Tenbrink für den projektbezogenen Einkauf zuständig, begeisterte die Auszubildenden mit einem gelungenen Vortrag über den Einkauf und Verkauf auf dem westeuropäischen Markt. Im Fokus des Vortrages standen die Umsetzung der Hotel- und Ladeneinrichtungen in Europa, die einen Umsatzanteil von ca. 65% ausmachen.
Der Slogan „Made in Germany“ besitzt auch heute noch ein großes Ansehen überall in der Welt. Dieses ist auch einer der Erfolgsfaktoren des Unternehmens Tenbrink. Dennoch verschwieg Frau Marpert die Risiken hinter der Fassade nicht. Seien es unbekannte Subunternehmen in Europa, die dem Qualitätsstandard der Firma Tenbrink entsprechen müssen, oder aber Währungsunsicherheiten.
Die Weltwirtschaftskrise, die Tenbrink um ein Jahr zeitverzögert erreichte, zwang das Unternehmen zur Änderung Ihrer Unternehmensziele. „Aus der Krise zum Marktführer“ lautete die neue Zielsetzung, welche die Dynamik des europäischen Marktes verdeutlicht. Heute in der Krise, morgen Weltmarktführer, daran arbeiten die Mitarbeiter Tenbrinks fest entschlossen. Marktnähe sowie partnerschaftliche Netzwerke liefern den Schlüssel dazu.