Autos bauen - das ist in der Regel ein industrieller Massenfertigungprozess, in dem Gebrauchsartikel hergestellt werden. Nicht so bei der Wiesmann GmbH in Dülmen. Hier werden Sportwagen der Luxusklasse in Kleinstmengen in Handarbeit gefertigt. Deshalb kosten diese Fahrzeuge locker mehrere Hunderttausend Euro, und es fahren wohl kaum 2.000 Fahrzeuge auf den Straßen dieser Welt.
Die Studierenden der Fachschulunterstufe am Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung besuchten diesen exklusiven Automobilhersteller am Di., 12. April 2011 in Dülmen. Sie erlebten hier nicht nur die Wunderfahrzeuge. Der Schwerpunkt des Besuchs war der Einblick in die Produktionsstrukturen des Werks.
Augenfällig war die Übersichtlichkeit der Werkstatt (jährlich werden hier nur etwa 200 Fahrzeuge hergestellt), die penible Sauberkeit (weil Staub zu Kratzern auf der Karosserie und Störungen in der Mechanik führen kann) sowie die Ruhe bei der Fertigung. Statt den Produktionsprozess in Teilschritte aufzulösen, für die jeweils eigene Mitarbeiter(gruppen) verantwortlich sind, wird hier ein Fahrzeug von einem Zwei- bis Drei-Mann-Team komplett gebaut. Bauen heißt hier: Zusammensetzen der Einzelelemente, die der Kunde individuell ausgesucht hat. Das Chassis wird nach Vorgaben von Wiesmann fremdbezogen, die Motoren und Getriebeelemente zugekauft, die Elektronik eingekauft.
Selbstgebaut ist noch immer das tragende Innengestell der Fahrzeuge, und selbstgeschneidert wird das Interieur, also die Sitze und die Innenverkleidung - hier wird noch von Hand genäht, gepolstert und gesteppt. Daher muss der geneigte Kunde auch Zeit mitbringen: vom Auftrag bis zur Auslieferung vergehen i. d. R. neun Monate.
Wer von den Teilnehmern bereits eine großindustrielle Produktion in Wolfsburg, Bochum oder Stuttgart gesehen hatte, der erlebte hier den krassen Unterschied zwischen industriellen Serien- und Manufakturbetrieb.
Am Schluss blieb den Teilnehmern als Trost: Wer sich das Originalfahrzeug nicht leisten mochte, für den gab es am Informationsschalter das Modellfahrzeug aus Silber für nur 10.000 € zum Mitnehmen.